Zum Alfred-Delp-Tag 2022
„Nie wieder!“
Liebe Schülerinnen und Schüler! Liebe Eltern! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Einer meiner Großväter war im Krieg. Als er 27 Jahren alt war, wurde sein Lastwagen 1945 beim Rückzug in Polen von einer Bombe getroffen. Meine Mutter hat ihn nie kennengelernt. Der andere Großvater und meine beiden Großmütter waren auch im Krieg - allerdings zu Hause. Auch sie haben den Bombenkrieg hautnah miterlebt. Noch im hohen Altern konnten sie es nicht ertragen, wenn die Militärjets im Tiefflug über meine Heimat krachten. Das erinnerte sie an die vermaledeite Zeit.
Sie erinnerten sich überhaupt an vieles: an die brennende Landeshauptstadt Saarbrücken, an den 17jährigen Jungen, der vor dem Haus seiner Eltern als Deserteur erschossen wurde, an die jüdischen Nachbarn, die abgeholt wurden und an die polnischen Zwangsarbeiter in den Bergwerken, die verhungert sind. Sie haben nicht vergessen und sie haben davon erzählt. Und dieses Erzählen war wichtig. Es hat mir ganz persönlich die Botschaft vermittelt: „Nie wieder - nie wieder Krieg und Diktatur!"
Inzwischen sind sie alle tot: die Großväter und Großmütter, Großonkel und Großtanten, die ganze Kriegsgeneration. In unserer Familie ist niemand mehr da, der aus eigener Erfahrung berichten kann. Das wird bei den meisten von Euch auch so sein. Umso wichtiger ist es, dass wir uns als Schulgemeinschaft an die Jahre von 1933 bis 1945 erinnern und den Todestag unseres Patrons Alfred Delp SJ ganz bewusst begehen.
Denn wenn in unseren Tagen russische Panzer an der Grenze zur Ukraine stehen, wenn Oppositionelle in osteuropäischen Staaten in Gefängnissen verschwinden, wenn in Deutschland und in den USA antisemitische Verschwörungstheorien wieder die Runde machen, dann ist es Zeit sich zu erinnern und um Frieden und Gerechtigkeit zu beten. Tun wir diesmit den Worten der Vereinten Nationen:
Gott der Freien!
Unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen. Amen
Dr. Thomas Deutsch, Schulpfarrer