Jubiläumsjahr
„Alle Jubeljahre“
Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern, liebe Kolleginnen und Kollegen!
1972 wird die Alfred-Delp-Schule gegründet. 2022 feiern wir 50 Jahre ADS. Die Kirchen-Lateiner nennen ein solches Jahr ein „annus jubilaeus“. Pragmatisch wie sie sind, haben sie einfach das biblische Wort „Jobeljahr“ (vgl. Levitikus 25) lautmalerisch an das lateinische „jubilus“ (Freudenschall) angeglichen. Das „Jahr des Freudenschalls“ ist eigentlich ein „Erlass Jahr“. Denn das hebräische Wort „Jobel“ bezeichnet jene Widder, deren Hörnern jedes 50. Jahr im alten Israel eröffnen und ihren dreifachen Ruf nach Freiheit, Heiligkeit und Gemeinschaft durch das Land erschallen lassen.
Ruf zur Freiheit: Dieser Ruf lässt sich auch im Echo der Gründung unserer Schule wahrnehmen. Die Generation der Gründer-Eltern will, dass ihre Kinder frei von Ho-Chi-Minh-Rufen und Mao Sprüchen aufwachsen und lernen dürfen. Angesichts der damals herrschenden Ideologie der 68- Bewegung setzen sie auf das Gegengewicht einer katholischen Privatschule. Durch das entsprechende Landesgesetz und die steigenden Kirchensteuereinnahmen ist auch das Bistum Trier frei für ein solches Projekt. Diese Verknüpfung der „Freiheit von“ mit der „Freiheit für“ etwas führt uns auf direktem Weg zu Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, zu dem Alfred Delp SJ gehört. Nachdem ein Kanonenschuss sein Bein und damit seine Zukunftshoffnungen zertrümmert, ist der junge spanische Soldat ans Krankenbett gefesselt. Am 20. Mai 1521 erlebt er die Befreiung von den Erwartungen, die andere und er selbst an sein Leben haben. Er wird frei, sich dem Je-Größeren (lat. „magis“) zur Verfügung zu stellen. Für uns als Bistums-Schule wird angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen die Frage spannend bleiben, ob und inwiefern es uns gelingt, unseren Schülerinnen und Schüler dieses Zusammenspiel der „Freiheit von“ mit der „Freiheit für“ näherzubringen…
Ruf zur Heiligkeit: Angesichts der gegenwärtigen Säkularisierung in Kirche und Gesellschaft wirkt dieser Ruf sehr aus der Zeit gefallen. Für die Gründer-Eltern ist es allerdings mehr als klar, dass gerade die Rückbindung an Gott die Freiheit des Einzelnen von der gefährlichen Bindung an menschliche Ideologien gewährleistet. Die Erinnerung an die 2579 katholischen Priester in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ist Anfang der 70er Jahre noch sehr lebendig. Gottesbindung und Widerstand gehören für diese Generation zusammen. Auch für Ignatius erfüllt
sich menschliches Leben nur in der Bindung an Gott. Wenn wir am Morgen das Schulgebet sprechen und (sobald Corona vorbei ist) auch wieder unsere üblichen Schulgottesdienste feiern, versuchen wir - ganz im ignatianischen Sinn - unseren Schülerinnen und Schülern einen möglichen Weg der Rückbindung an das letzte Geheimnis der Wirklichkeit zu eröffnen, um so ihre Freiheit zu stärken. Auch dieser Punkt wird in Zukunft eine zentrale Herausforderung darstellen…
Ruf zur Gemeinschaft: Wenn wir von Schulgemeinschaft sprechen, ist das nicht nur ein leeres Wort. Das Miteinander lässt sich immer wieder erleben. Dass eine solche Weggemeinschaft nicht selbstverständlich ist und errungen werden muss, zeigt wiederum der Blick in unsere Gründungsgeschichte - und auch in die Entstehungsgeschichte der „Gesellschaft Jesu“, der Jesuiten. Wenn verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Interessen ein neues Projekt auf den Weg bringen, birgt das Konflikte. Von Anfang an ist es Ziel unserer Schule, diese Spannungen durch Erfahrungen ignatianischer Weg-Gemeinschaft zu überwinden. Die vielfältigen Aktivitäten des IFK, des Kollegiums, der Musik-Schaffenden, der Theater-AG, der J-GCL etc. führen die unterschiedlichsten Menschen wirklich zusammen. Wir hoffen und beten darum, dass wir auch in Zukunft eine solche Gemeinschaft auf dem Weg sind. Denn gerade in einer Zeit, in der das Bistum Trier weniger finanzielle Mittel und die Eltern mehr Alternativen zur Verfügung haben, braucht es gerade „unsere besondere Weise des mitnehmenden Vorangehens“, wie Ignatius es nennen würde.
In diesem Sinn wünsche ich uns allen ein erinnernd-wertschätzendes und zugleich zukunftsorientiertes Zugehen auf unser 50. Schuljubiläum in nächsten Jahr. Besonders freuen wir uns auf den Besuch unseres Bischofs am 02.07.2022.
Ihr/Euer Schulpfarrer Dr. Thomas Deutsch