Boys' & Girls' Day

Mehr Erzieher fänden alle gut

 

Den Boys` Day hat Emil Kwiczorowski, Schüler unserer Schule, dazu genutzt, für nahe-dran.de in der Kita Leinenborn in Bad Sobernheim zu recherchieren, wie es für Kinder und Kolleginnen ist, den Erzieher Simon Brust im Team zu haben. Denn die Kita ist eine der wenigen im Landkreis Bad Kreuznach, in der ein Erzieher arbeitet. Emil hat dabei herausrausgefunden: Die Unterschiede zwischen Erzieherinnen und Erziehern sind gar nicht so groß. Doch mehr Erzieher in der Kita – das fänden alle gut.

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Erst ging es mal um ein ganz anderes Thema: Bei den „Riesen“, der Kita Leinenborn, die im Sommer eingeschult werden, kam die Frage auf „Was ist denn ein Journalist?“ Das musste erstmal geklärt werden, aber dann konnte es losgehen. Zunächst wollte ich von den Kindern wissen „Was denkt Ihr, wie viele Erzieherinnen und wie viele Erzieher arbeiten denn hier im Kindergarten?“ Die Kinder mussten nachzählen. Dann sagte Sanna „Wir haben einen Erzieher und acht Erzieherinnen!“ Der kleine Ben stellte nachdenklich fest: „Es sind schon viele Erzieherinnen.“

„Wie findet ihr es, dass der Simon Brust in der Kita arbeitet?“, hakte ich bei den Kindern nach. Das einstimmige Urteil sowohl von Jungs als auch Mädchen war: „TOLL!“ Und sie schickten ein begeistertes „JA!“ auf die Frage hinterher, ob sie sich noch mehr Erzieher in der Kita wünschen. Eins der Mädchen erzählte, dass Simon Brust sehr gut Gitarre spielen kann und dass Memory und Verstecken mit ihm viel Spaß macht. Marlon ergänzte: „Turnen ist mit ihm ganz toll!“ und Rike meinte „Mit ihm Burg bauen, macht Spaß!“ Interessant war zu sehen, dass die Kinder keine großen Unterschiede zwischen einem Erzieher und einer Erzieherin wahrnehmen: Auch mit Erzieherin Sabine Biegel könne man auch gut „Baustelle“ spielen.

„Männer sind wichtig im Erzieherberuf"

Auf die Frage „Was denkt Ihr, warum gibt es so wenige Erzieher?“ antwortete ein Mädchen „Ja, die haben sich nicht angemeldet!“ Erzieherin Elke Bleisinger korrigierte: „Es haben sich nicht viele beworben.“ Die Kinder hatten nun die Fragen hinter sich und als Belohnung gab es ein paar Kekse. Warum er Erzieher geworden ist, wollte ich von Simon Brust wissen: „Ich mag den Umgang mit Menschen und Kindern. Der Beruf ist abwechslungsreich, kreativ und lustig. Mit den Kindern hat man viel zu lachen. Es ist toll, sie in ihrer Entwicklung zu begleiten, zu sehen, was für Spiel-Ideen sie haben. Mit ihnen Musik zu machen und mich mit ihnen viel draußen an der frischen Luft zu bewegen, das finde ich schön.“

Es gibt auch etwas, dass er an seinem Beruf nicht so gern mag: „Personalmangel – das verursacht Stress und man kann sich nicht mehr richtig um jedes einzelne Kind kümmern und das ist schade“, bedauert er. Laute Tage seien auch nicht die Schönsten, ergänzte Simon Brust. Ich fragte ihn, was sich ändern müsse, damit mehr Männer Erzieher werden? „Das Gehalt ist das Problem. Der Beruf muss besser bezahlt werden und auch die Anerkennung fehlt so ein bisschen.“ Simon Brust wünscht sich auch, dass in Schulen mehr über den Erzieherberuf informiert wird. Für ihn besteht kein Zweifel: „Männer sind wichtig im Erzieherberuf. Auf die Vielfältigkeit kommt es an und die Chance, Diversität zu erleben. Kinder sollten Männer- und Frauenpersönlichkeiten kennenlernen und sehen, welche Fähigkeiten Männer und Frauen mitbringen. Erzieherinnen spielen auch Fußball. Diese Vielfalt sollten Kinder erleben können.“ Was ist typisch Erzieher, was typisch Erzieherin? Diese Frage könne er nicht so richtig beantworten, weil er noch nicht mit vielen Erziehern zusammengearbeitet hat. In der Kita Leinenborn arbeite er mit vielen tollen Frauen zusammen, die den Kindern verschiedene Angebote machen. „Und wer daran Interesse hat, macht einfach mit.“ Dann schmunzelte er ein wenig und erinnerte sich an seine Anfänge als Praktikant: „Da wurde ich oft mit Kistenschleppen beauftragt oder immer mit den wilden Jungs rausgeschickt.“ Typisch sind also eher die Erwartungen, die andere mit ihm als Person verbinden. Sie entlarven so manche Schranken im Kopf.

„In 35 Berufsjahren bin ich sechs Erziehern begegnet."

Wie ist es für Erzieherin und stellvertretende Kita-Leiterin Elke Bleisinger, einen Mann im Team zu haben. Für die Kolleginnen sei das eine andere Qualität der Zusammenarbeit. Simon Brust sei oft ein Ruhepol. Elke Bleisinger berichtete, dass sie in ungefähr dreißig Berufsjahren mit zwei bis drei Männern zusammengearbeitet hat. Ihrer dienstälteste Kollegin Sabine Biegel stellte ich dieselbe Frage: „In 35 Berufsjahren bin ich sechs Erziehern begegnet. Ich hatte zwei männliche Chefs, studierte Sozialpädagogen, in einer katholischen Kita, außerdem vier männliche Azubi-Kollegen. Ich finde Männer sind in dem Beruf des Erziehers sehr wichtig, da Kinder immer eine weibliche Bezugsperson und eine männliche brauchen.“ Elke Bleisinger gab sich gelassener: „Jeder Erzieher hat seine Besonderheiten und seine Stärken – unabhängig ob Mann oder Frau. Es kommt auf die Persönlichkeit an.“ Wichtig seien männliche Bezugspersonen ihrer Einschätzung nach vor allem bei Kindern getrennter Eltern, die mehr Zeit mit der Mutter als mit dem Vater verbringen.

Autor: Emil Kwiczorowski

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