Podiumsdiskussion

Der Landtag in der Alfred-Delp-Schule

PodiumsdiskussionWie bereits im Wahljahr 2021 fanden sich auch am Vormittag des 24.02.2023 Abgeordnete aller Landtagsfraktionen zu einer gemeinsamen Podiumsdiskussion in der Aula ein, um mit den Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 11 und 13 über aktuelle politische Themen, wie die Zukunft der Bildungspolitik sowie die Beteiligung von Jugendlichen in politischen Prozessen, kontrovers zu diskutieren.

Moderiert wurde die Debatte von Josua Eyer und Michel Bremmer aus dem Sozialkunde LK der MSS 11, die auf souveräne und charmante Weise sowie auf Basis einer akribischen Vorbereitung den Austausch begleiteten.

Der erste Themenblock wurde von den Moderatoren mit einer Frage nach den größten Herausforderungen für die Bildungspolitik eingeleitet. Wobei sich die Runde einig darüber war, dass der Schule als wichtigem Ort der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen eine hohe Bedeutung in der Landespolitik zugemessen werden müsse. Uneinigkeit bestand jedoch in der konkreten Ausgestaltung dieses Bereiches. Während der AfD-Politiker Michael Frisch dafür plädierte, das dreigliedriges Schulsystem wieder einzuführen, betonte Herr Stein von der SPD die Durchlässigkeit des aktuellen Bildungssystem und die daraus resultierende Chancengleichheit. Der CDU-Abgeordnete Dr. Martin sprach die hohe Belastung der Lehrkräfte an, der im Rahmen einer Konzentration auf die Kernaufgaben und einer Entlastung im organisatorischen Bereich entgegnet werden müsse. Auch der Bereich Digitalisierung in Schulen wurde thematisiert, wobei Daniel Köbler von der Fraktion der Grünen große Versäumnisse in den letzten 10-15 Jahren anmahnte, jedoch gleichzeitig bekräftigte, dass man sich nun auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte in diesem Bereich konzentrieren müsse. In diesem Punkt stimmte ihm Philipp Fernis, der Fraktionsvorsitzende der FDP, zu und ergänzte, dass sich die Politik dabei nicht im Klein-Klein des Datenschutzes verlieren dürfe, sondern zeitnah effektive Lösungen finden müsse.

Der zweite Teil der Diskussion, der die Beteiligung von Jugendlichen in der Politik in den Blick nahm, befasste sich unter anderem mit der Frage nach einer Absenkung des Wahlalters bei Landtags- und Kommunalwahlen auf 16 Jahre. Die Diskutierenden zeigten sich diesbezüglich eher uneinig. Die anwesenden Abgeordneten der Ampel-Koalition begründeten ihre Zustimmung zur Absenkung des Wahlalters bei Landtagswahlen damit, dass es der jungen Generation möglich sein müsse, selbst über ihre eigene Zukunft mitbestimmen zu dürfen. Ebenfalls wurde die absurde Situation der zeitgleich stattfindenden Kommunal- und Europawahlen 2024 skizziert, bei der es Jugendlichen ab 16 Jahren möglich sein wird, ihren Abgeordneten im fernen Brüssel zu wählen, jedoch nicht bei der Wahl des eigenen Gemeinderates abstimmen zu dürfen. Dagegen hielten die Abgeordneten der Opposition. Allen voran Dr. Martin von der CDU, der juristisch argumentierte. Er machte dabei auf das im Bürgerlichen Gesetzbuch festgeschriebene Prinzip der Feststellung der persönlichen Reife mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres aufmerksam, welches sich bewährt habe, sodass eine einseitige Ablenkung des Wahlalters diesem Grundsatz der deutschen Rechtsordnung zuwiderlaufen würde.

Neben diesen beiden kontroversen Diskussionsrunden nutzten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, die Abgeordneten mit Fragen zu verschiedenen Themenbereichen aus der Reserve zu locken. Es wurde dabei zum Beispiel auf den aktuell herrschenden Lehrermangel hingewiesen, wobei nach Strategien zur Lösung des Problems gefragt wurde. Die anwesenden Abgeordneten waren sich darüber einig, dass der Lehrerberuf attraktiver gestaltet werden müsse, um ein größeres Interesse zu wecken. Ebenfalls wurde jedoch angemerkt, dass sich das Problem des Fachkräftemangels auch in dieser Branche bemerkbar macht und als eine sehr große Herausforderung für die Zukunft angesehen wird.

Abgerundet wurde die Veranstaltung im Rahmen einer Schlussrunde, bei der die Abgeordneten den Jugendlichen Mut zusprachen, sich politisch zu beteiligen und für die eigenen Positionen einzustehen. Mit diesem Schlusswort beendeten die Moderatoren schließlich den kontroversen sowie kurzweiligen Austausch und bedankten sich bei allen Beteiligten für den interessanten Vormittag, der erneut die Erkenntnis gebracht hat, dass Demokratie immer noch am besten im direkten zwischenmenschlichen Austausch erfahrbar gemacht werden kann.

Autorin: Claudia Römer
Bild: Rudolf Dröge

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