Vorlesewettbewerb 2022

„Es gibt mehr Schätze in Büchern…! (Walt Disney)

Vorlesewettbewerb 2022„Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel… und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen“, hielt einst der weltbekannte Trickfilmzeichner und Filmproduzent Walt Disney fest. Wie richtig lag er damit. Lesen kostet nichts, Lesen bildet, Lesen bereitet einfach nur Freude.

Alle, die sich gerne mit Büchern beschäftigen, wissen um den Zauber dieser Kunst, sich in fremde Welten zu „beamen“, sich Zeit und Raum zu nehmen, einfach einmal die Welt mit all ihrer Hektik und ihren Ansprüchen hinter sich zu lassen, großartige Abenteuer erleben zu dürfen und auf Reisen an unbekannte Orte zu gehen, um dort Neues zu sehen und zu erfahren, was die eigene Neugier befriedigt und alle Grenzen sprengt, die im Kopf und im Herzen existieren. Auf den Flügeln der Fantasie zu segeln, nicht vorhersehen zu können, was die nächste Seite bringen und wo das Ganze enden wird, diesen Reiz bringt das Schmökern mit sich, das nach wie vor zu den schönsten und erfüllendsten Hobbys gehört, die der Mensch, ob klein oder groß, erfahren kann. Jeder, dem es gelingt, abzuschalten und sich in die unterschiedlichsten Texte zu versenken, den Blick auf die Uhr völlig auszublenden, dem wird eines der bezauberndsten Geschenke beschert, das man sich vorstellen kann. Besucht man die Buchhandlungen mit all ihren gemütlichen Leseecken und prall gefüllten Regalen, so weiß man mitunter nicht, wohin man sich wenden soll, denn das Auge kann sich nicht sattsehen an all den Schätzen, die auf ihre neuen Besitzer warten.

Dieses wohl bedenkend, entsandte die Alfred-Delp-Schule (ADS) in Hargesheim vor Kurzem zehn Mädchen und Jungen ihrer sechsten Jahrgangsstufe in den bundesweit größten Schülerwettbewerb des deutschen Buchhandels, der seit 1959 – nunmehr also zum 64. Mal – mit Buchhandlungen, Bibliotheken, Schulen und kulturellen Einrichtungen durchgeführt wird. Der sehr geschätzte und von allen Generationen geliebte Dresdner Autor Erich Kästner, Schöpfer wundervoller Bücher wie „Das fliegende Klassenzimmer“, „Pünktchen und Anton“ oder „Das doppelte Lottchen“, war einer seiner wohl berühmtesten Mentoren.

Im Vorfeld dieses schulinternen Wettbewerbes, der erstmals nach der Corona-Pandemie endlich wieder mit allen Sechstklässlern in der Aula stattfinden konnte, ein absolutes Highlight, hatten alle Klassen ihren besten Vorleser gekürt, der nun einen Ausschnitt aus seiner selbst vorbereiteten Lieblingslektüre vortrug. Diese Szenen waren so vielfältig und abwechslungsreich wie die Kinder, die trotz Herzklopfens und großer Nervosität mutig die Aufgabe annahmen, sich dieser Herausforderung zu stellen. Von Pia Herzogs „Ihr mich auch“ über Chris Colfers „Tale of magic“ bis hin zu Holly Webbs „Brownie läuft davon“ reichte die Spanne der präferierten Werke.

Die Spannung, die im Raum lag, war förmlich mit den Händen greifbar, als sich die Besten ihres Jahrgangs vor einem ausgesprochen disziplinierten und objektiven Publikum maßen, ihr Lieblingsbuch vorstellten, eine kurze Einführung in das Leben des Autors gaben und dann ihrer schönsten Aufgabe nachgingen, dem Vorlesen. Die Leseasse sind die Stars dieser Veranstaltung, ihnen schenkt man seine ganze Aufmerksamkeit und man lässt sich entführen in die Welt ihrer Protagonisten. Vortrag, Ausgestaltung und das Begeistern der Zuhörer für das Vorgetragene bilden den wesentlichen Kern. Wer mit Freude liest, übt seine Kommunikationsfähigkeit. Er kreiert erzählend aufregende und intensiv erfahrbare Texte und kann sein Gegenüber in seine Welt hineinziehen.

Intonation, Lesetempo und Stimmvariation waren nur drei der geforderten Aspekte, die die Kinder in der Vorbereitungsphase unter Anleitung ihrer jeweiligen Deutschlehrer geübt hatten. Im zweiten Teil mussten sie dann den Auszug aus einem Fremdtext nicht nur spontan annehmen, sondern darüber hinaus auch gefällig gestalten.

Den Lesechampions fiel dies nicht schwer. Als Lohn für ihre Leistungen erhielten Nora Jaeckel, sie war für ihre erkrankte Mitschülerin Victoria Fuchs eingesprungen, Jule Böttcher, Jannis Steitz, Phil Christ, Lara Winkler, Henriette Waack, Lea-Sophie Klein und Sophie Furgo, Melinda Best konnte krankheitsbedingt ebenfalls nicht teilnehmen, nicht nur die wohlverdiente Urkunde, sondern zudem den für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierten Roman „Mein geniales Leben“ der schwedischen Autorin Jenny Jägerfeld. In der Jurybegründung hierzu heißt es: „Die Handlung dieses schrägen Romans ist skurril und herausragend zugleich: Der 12-jährige Sigge, der Eiskunstlauf liebt und in seiner Selbstwahrnehmung ein schielendes ,Zombieauge‘ hat, zieht mit Mutter und Schwestern von Stockholm in die schwedische Ortschaft Skärblacka. Dort führt seine schrille, schwarzhumorige und resolute Großmutter Charlotte ein kleines Hotel. Bis zum Schulbeginn in 59 Tagen soll Charlotte ihm bei seinem Imagewandel helfen, damit er endlich Freunde findet. Der Roman entfaltet ein kurioses Figurenensemble und spannt insbesondere eine Brücke zwischen der Großeltern- und der Enkelgeneration. So verpasst Charlotte Sigge nicht nur eine coole Frisur, sondern versucht, das Selbstbewusstsein ihres unsicheren Enkels zu stärken. Bald bahnt sich eine Freundschaft mit der gleichaltrigen Juno an, wobei ein reisender Gartenzwerg eine wichtige Rolle spielt. Ganz nebenbei werden aktuelle Themen wie Cybermobbing, Diversität und Inszenierung auf Social Media verhandelt. Birgitta Kicherers Übersetzung bringt die vielschichtige, teilweise flapsige Sprache mit ihren kreativen Neologismen und elliptischen Sätzen hervorragend zur Geltung und wird den witzigen Dialogen und der Situationskomik gerecht.“

Gesamtschulleiter Dirk Johann und Organisatorin Claudia Römer gratulierten den Siegern im Namen der gesamten Schulgemeinschaft. Josefine Strauß (6d) uns Julius Antweiler (6g) werden beim Kreisentscheid im nächsten Monat ihre außergewöhnlich hohe Lesekompetenz einem größeren Publikum präsentieren können.

Autorin: Claudia Römer

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