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Theater "Was ihr wollt"

„Schicksal, zeige deine Macht: Wir sind nicht Herren über uns selbst."

William Shakespeares „Was ihr wollt“ auf der Bühne

Was ihr wollt 2017Theaterinszenierungen an Schulen folgen ihren eigenen Gesetzen und sind jeweils Ausdruck eines lebendigen Austauschs über den normalen Alltag hinaus. So feierte das aktuell agierende 16-köpfige Ensemble dieser Tage nicht nur Premiere mit William Shakespeares wohl bekanntestem Lustspiel „Was ihr wollt“ (1601), sondern erstmals gaben sich auch die Regisseure Martin Müller und Christian Schmitz die Ehre. Nach monatelanger intensiver Probenarbeit lüftete sich der Vorhang zu einem außergewöhnlichen Verwirrspiel um Lust und List, Intrige, ekstatische Glut, Melancholie und das Männliche im Weiblichen.

Ausgesprochen akribisch und detailverliebt hatte man sich gemeinsam diesem Stoff angenähert und einen Zugang gefunden, der sich sehen und hören lassen konnte. Jeder jugendliche Schauspieler wusste in seiner Rolle zu überzeugen und transportierte eine Freude und eine Spielleidenschaft, die ihresgleichen sucht. Die meisten Akteure sind bereits „alte Hasen“ in diesem Metier und somit vertraut mit den „Brettern, die die Welt bedeuten“. Durch einen Schiffbruch an die Gestade Illyriens geschwemmt, einer Insel der Illusionen, kann das Abenteuer beginnen: Viola (herausragend: Franziskus Forderer), nur knapp dem Tod entkommen, schlüpft in die Rolle des Boten des Herzogs Orsino, der um die schöne Gräfin Olivia wirbt. Diese (großartig: Stephen Roth) jedoch trauert um ihren verstorbenen Bruder und weist Orsino immer wieder zurück. In Cesario (also Viola) aber verliebt sie sich. Welch eine Verwicklung! Ausgerechnet einer Frau gehört Olivias Zuneigung, während diese – als Mann verkleidet – hoffnungslos ihren Herrn liebt, der in ihr einen Jungen zu erkennen glaubt. Shakespeare, der große Dramatiker des elisabethanischen England, zeigt eindrucksvoll die diversen Spiel-Arten der Liebe, die häufig - wie die Weltliteratur offenbart – als Auslöser von Leid, Intrige und Chaos gilt. Doch da sind auch die gewitzten Pragmatiker wie Olivias Kammerfrau Maria (herrlich „gerissen“: Valentin Hahn), der allzeit trinklustige Junker Tobias von Rülps (überzeugend: Elisabeth Bomhard) und der überaus eitle Haushofmeister Malvolio (starke Leistung: Miriam Eyer), der als gebrochener Mann enden muss. Wer kann Gefühle richtig deuten? Wer ist an diesem Ort voll Musik überhaupt in der Lage, einen anderen zu erkennen, wo man sich selbst doch im Wege steht? Am Ende jedoch gibt es für alles, auch für diese Verwechslungskomödie, eine überzeugende Lösung. Und eines ist klar: Die jungen Leute sind über sich selbst hinausgewachsen und haben, gestärkt durch die gemeinsame Spielfreude, die Bühne im Sturm erobert. William Shakespeare spendet von ferne dankbar Applaus!

Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ ist ebenso bekannt unter dem Titel „Twelfth Night“ – Dreikönigsabend. Die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar gelten als die „Rauhnächte“, in denen Geister umherziehen und Menschen karnevalartige Feste feiern, um ihre Ängste vor der winterlichen Dunkelheit zu verdrängen, die sog. Saturnalien. Sie veranstalten ein wildes Tohuwabohu, bei dem soziale und sexuelle Identitäten aufgehoben und Gesellschaftsordnungen kritisch hinterfragt werden.

Es spielten mit: Anna Keber als Herzog Orsino von Illyrien, Gundula Hellgren als Edelmann Valentin und Priester, Magdalena Keller als Edelmann Curio, Elisabeth Heinrich als Offizier, Kaya Petermann als Violas Zwillingsbruder Sebastian, Gretha Boor als Kapitän und Freund Violas, Anna-Marie Hernig als Sebastians Freund Antonio, Maike Minnameier als Junker Christoph von Bleichenwang, Tabita Bomhard als Fabian im Hause Olivias und Felix Gerling und William Roth als Narren.

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